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Festplattendebugging

Vor ein paar Tagen habe ich von meinem Nachbarn eine defekte Festplatte bekommen.

Die Symptome sind schnell erklärt: Laufgeräusch normal aber keine Erkennung im BIOS

Ich wollte mich partout aber mit der Diagnose „wird halt nicht mehr erkannt“ zufrieden geben und wollte von der Festplatte hören was ihr Problem ist.
Vorab sei gesagt: Ich habe dem Nachbarn mitgeteilt dass seine Daten auf der Platte ziemlich sicher für mich nicht zu retten sind, und wenn diese wirklich wichtig sind er einen professionellen Datenretter beauftragen muss!
(Im Gegensatz zu mir kostet der aber dann auch ordentlich Kohle, deswegen muss man sich das vorher überlegen!)

Hier haben wir das gute Stück, frisch aus dem Computer und nur absolut geringfügig verstaubt 🙂


(Ist aus dem Jahre 2012, also mittlerweile 8 Jahre alt…)

Nachdem ich vorsichtig etwas den Staub entfernt habe, habe ich versucht sie an verschiedenen Computern zu verbinden und keiner konnte sie erkennen.

Mein nächster Schritt war das abschrauben der Platine und das reinigen mit Isopropylalkohol. Vorallem die Kontakte zur Plattenelektronik habe ich mir vorgenommen.
Damit war sie also wieder sauber, nur erkannt wurde sie immer noch nicht 🙁

Etwas Googeln später (in diesem Internet von dem alle immer reden!) führte uns zu einer Seite die behauptet dass Seagate Platten eine serielle Verbindung für Diagnosezwecke haben:
https://atola.com/products/insight/manual/serial-port-connection.html

Bei unserer Platte waren dass 4 kleine Pins die direkt neben dem SATA Anschluss waren, wobei zuerst RX (orange), dann TX (gelb) und dann GROUND (grün) kommt:

Hier zu den Pins: https://www.hddserialcommander.com/seagate

Die Verbindungdaten sind:
Baud: 38400
Data bits: 8
Stop bits: 1
Parity: None
Flow Control: None

Einer unserer günstigen Seriell zu USB Konverter sollte hier doch etwas rauskitzeln können:
https://www.amazon.de/Sumind-Packung-Programmierung-Serielles-Unterstützt/dp/B01N4X3BJB
-> Der Konverter hat 5V auf seinem roten Kabel und 3.3V Level auf seinen RX und TX Kabeln.

Leider waren die Daten die ankamen nur sporadisch sinnvoll:

Somit haben wir also das volle Programm rausgeholt und mit dem Oszilloskop ausgemessen was die Festplatte gesprochen hat:

Wenn man es nicht erkennen kann: Die Breite eines Bits ist 26.40 uS, die Periode ist 52 uS, die Frequenz die sich daraus ergibt sind 19.23 kHz
Die Frequenz in Herz mal zwei gibt unsere Baudrate, und die ist mit 38460 schon ziemlich nah an der 38400 dran. Somit hat das Internet hier wohl ausnahmsweise mal nicht gelogen.
Nur die 2V Signallevel erscheinen mir sehr komisch. Das sorgt sicherlich für Probleme mit einem Adapter der 3.3V erwartet (und sendet!)

Nach ein bisschen rumwackeln an den Jumper Wires kriegen wir auch mehr Infos:

Nur mit der Platte reden können wir nicht mehr. Wenn man diesem Forumseintrag glaubt, wo jemand sogar genau das gleiche Plattenmodell hat:
https://forum.hddguru.com/viewtopic.php?f=1&t=22217
Ist das aber normal. Wenn die Platte feststellt dass ihr Kopf nirgendwo hinfährt dann mag sie auch im Diagnostiktool wohl nicht mehr.
So oder so konnten wir leider kein einziges Kommando an die Platte schicken 🙁

Mittlerweile klackert die Platte auch wie man es von kaputten Platten gewohnt ist und ich gehe davon aus dass hier nichts mehr zu retten ist.
Und wer wissen will wie sowas klingt, hier gibts ein Video davon: https://www.youtube.com/watch?v=xx6GNejwjn4

Schade eigentlich…

PS: Backups helfen – und zwar vollautomatische!
PPS: Wusstet ihr dass die vom Hersteller garantierte Datenlebensdauer bei ausgeschalteten SSD Platten teilweise nur bei einem Jahr liegt?
PPPS: Hier gibts noch ein paar Details dazu wie Platten aufgebaut sind, warum diese kaputt gehen und wie eine Firma diese repariert: https://www.port29.net/blog/festplatte-reparieren.html

Eine Antwort auf „Festplattendebugging“

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